Entwicklung und Besonderheiten von CoWorking


Die Zeit, in welcher man in Unternehmen ausschließlich Großraumbüros und zusätzliche getrennte Räumlichkeiten für ranghöhere Mitarbeiter vorgefunden hat, ist längst vorbei. Als Teil des gesamten New-Work-Trends ist eine kollaborative und einladende Atmosphäre am Arbeitsplatz nicht mehr wegzudenken. Die im heutigen Kontext relevanten Stichworte lauten Design Thinking und Teambuilding. Auch das Thema Co-Working wurde lange Zeit als ein temporärer Trend in einer solchen Kategorie angesehen, mittlerweise hat sich das Konzept allerdings nachhaltig in der Arbeitswelt etabliert und wird längst nicht mehr nur von Selbstständigen und Gründern, sondern mittlerweile auch von Angestellten vieler großer Unternehmen genutzt.

Was ist Co-Working?

Rein logistisch gesehen kann Co-Working wortgemäß als eine Art Bürogemeinschaft definiert werden. Hinter dem Konzept steht allerdings deutlich mehr als nur ein geteilter Arbeitsplatz, liegt doch der Fokus sehr stark auf dem unternehmensübergreifenden Austausch sowie der Vernetzung und Unterstützung im kreativen und konzeptionellen Kontext. Grundsätzlich sollen beim Co-Working im besten Fall Personen aus unterschiedlichen Branchen eine Symbiose eingehen, um gegenseitige Impulse zu erzeugen und ihre Arbeit auf diese Weise zur gleichen Zeit angenehmer sowie effizienter und besser zu gestalten.

Prinzipien des Co-Working

Grundlegende Prinzipien des Co-Working werden durch Oberbegriffe wie Kollaboration, Offenheit sowie Zugänglichkeit dargestellt – prinzipiell sollen die Hürden für den Einstieg ins Co-Working so niedrig wie nur möglich gestaltet werden, damit Menschen aus allen Branchen und Karrierestufen schnell und leicht Zugang finden. Ausdrücklich kein Teil des CoWorking-Modells ist die reine Aufteilung von Arbeitsflächen zwischen unterschiedlichen Personen, welche sich jeweils in einen eigenen Bereich zurückziehen, vielmehr soll durch eine kommunikative Atmosphäre der rege Austausch zwischen allen Beteiligten angeregt und bewusst in den Vordergrund gestellt werden.

Warum setzen Unternehmen auf Co-Working?

Personen, welche sich in CoWorking Spaces aufhalten, suchen im Allgemeinen den Austausch und die Vernetzung mit Menschen aus anderen Branchen und mit komplementären Hintergründen. Unter anderem deshalb ist das CoWorking Konzept seit Beginn seiner Entwicklung bei Freelancern, Selbstständigen und Gründern beziehungsweise Angestellten von Startups, welche sich während ihrer Arbeit häufig besonders auf kreative Bereiche fokussieren, sehr beliebt. Aber auch immer mehr Angestellte traditioneller Unternehmen lernen die Vorteile von Co-Working für sich zu nutzen. Besonders als eine etwas gesellschaftlichere Alternative zu der teilweise einsamen Arbeit im Home Office wird die Arbeit in einem CoWorking Space geschätzt.

Für Unternehmen kann die Nutzung von CoWorking Spaces von ihren Mitarbeitern aus verschiedenen Gesichtspunkten heraus eine sehr interessante Alternative oder aber Ergänzung zu den eigenen Arbeitsplätzen darstellen. Wenn beispielsweise eine besonders dynamische und variierende Auslastung im Büro herrscht und dadurch die eigenen Räumlichkeiten vergrößert werden müssten, dann allerdings an manchen Tagen überhaupt nicht genutzt würden, kann die Auslagerung von Arbeitsplätzen in einen CoWorking Space auch aus finanzieller Sicht durchaus Sinn ergeben. Außerdem wird Unternehmern immer stärker bewusst, dass ihre Angestellten von den wertvollen Networking-Möglichkeiten beim Co-Working auf persönlicher Ebene und somit schlussendlich auch für das Unternehmen profitieren und auf diesem Wege eventuell sogar zukünftige Arbeitskräfte gesichert werden können. Viele Personen sehen solche flexiblen Arbeitsmodelle außerdem auch als besonderen Anreiz an und berücksichtigen derartige Kriterien bei der Wahl ihres Arbeitgebers.

Rechtliche Besonderheiten beim CoWorking

Dass das Shared-Desk-Prinzip neben allen sich daraus ergebenden Vorteilen zusätzlich auch aus juristischer sowie compliance-technischer Sicht beurteilt werden muss, liegt auf der Hand. Grundsätzlich können am CoWorking partizipierende Personen in vielerlei Hinsicht von dem offenen Austausch mit Menschen aus anderen Unternehmen und Branchen profitieren und dabei kreative Ideen und Impulse entwickeln, gleichzeitig gelten die jeweils anwendbaren Verschwiegenheitspflichten, besonders hinsichtlich sensibler Daten oder Kundeninformationen, selbstverständlich auch für den Umgang und Gespräche mit nicht betriebszugehörigen Personen in einem CoWorking Space. Unternehmen sollten ihre Angestellten, welche in einem CoWorking Space arbeiten, hinsichtlich des Schutzes von Daten und Informationen vor dem unbefugten Zugriff Dritter besonders sensibilisieren und beispielsweise die Nutzung von abschließbaren Schränken, Sichtschutzfolien und starken Passwortkombinationen für alle digitalen Zugänge empfehlen.

Auch aus der Perspektive der geltenden Arbeitsschutzvorschriften ist die Arbeit in einem CoWorking Space in gesonderter Stellung zu beurteilen, da der Arbeitgeber dazu verpflichtet ist, seine Arbeitsstätten so zu gestalten, dass mögliche Gefährdungen für die Sicherheit und Gesundheit seiner Angestellten vermieden oder aber möglichst gering gehalten werden. Hier müssen insbesondere alle relevanten Regelungen des Arbeitsschutzgesetzes und der Arbeitsstättenverordnung gemeinsam mit den Betreibern der CoWorking Spaces geprüft und gegebenenfalls auf die Arbeitsbedingungen angewendet werden.

Co-Working während der Corona-Pandemie

Eine vom Bundesverband Coworking Spaces Deutschland (BVCS) durchgeführte Erhebung hat eine Vervierfachung der CoWorking Spaces in Deutschland innerhalb der vergangenen Jahre dokumentiert. Auch während der Corona-Pandemie wurde diese Entwicklung nicht etwa ausgebremst, sondern vielmehr noch weiter beschleunigt. Auch wenn zwischenzeitlich die Auslastung der Arbeitsflächen stark zurückging, unter anderem auch aufgrund der rückgängigen Auftragslage bei vielen Selbstständigen und Freelancern, haben sich viele Betreiber von CoWorking Spaces mittlerweile wieder erholt und teilweise sogar Zuwächse verzeichnet.

Remote Work und Home Office stoßen grundsätzlich auf immer mehr Akzeptanz, auch bei eher klassisch aufgestellten Unternehmen, und die Arbeit im Home Office ist spätestens seit der pandemischen Situation für viele Arbeitnehmer zum Alltag geworden. Durch die Möglichkeit des CoWorking können potenzielle Nachteile der Arbeit im klassischen Home Office – zum Beispiel die gegebenenfalls nicht auf produktive Arbeit ausgerichteten Räumlichkeiten, fehlende Privatsphäre aufgrund einer unklaren Trennung von Berufs- und Privatleben oder eine schlechte Verbindung zum Internet – ausgeglichen oder sogar gänzlich vermieden werden. Diese Perspektive nehmen auch immer mehr Unternehmen ein, welche den Betreibern von CoWorking Spaces mit längerfristig gestalteten und häufig auch umfangreicheren Verträgen gleichzeitig eine besondere Unterstützung hinsichtlich deren eigener Planungs- und Finanzsicherheit bieten.