Der digitale Reifegrad – Wie digital ist mein Unternehmen?


Digitale Prozesse, ganz gleich in welcher Branche, sind aus heutigen Unternehmensstruktur nicht mehr wegzudenken – im Gegenteil. Unternehmen, die heutzutage noch auf das gute alte Papier setzen und sich vor dem digitalen Transformationsprozess sträuben, haben am Markt kaum mehr Chance zu überleben. Noch deutlicher wird dies, zieht man Zukunftsprognosen zu Rate. Umso wichtiger also für Unternehmerinnen und Unternehmer zu wissen, wie gut sie bereits digital aufgestellt sind und in welchen Bereichen noch Luft nach oben besteht. Um hierüber Auskunft zu erhalten, kann der sog. digitale Reifegrad betrachtet werden, über den wir im heutigen Fachbeitrag genauer informieren möchten.

Was bedeutet "digitaler Reifegrad"?

Der digitale Reifegrad zeigt an, wie weit ein Unternehmen im digitalen Transformationsprozess bereits vorangeschritten ist, d.h. wie gut digitale Prozesse und Abläufe bereits im Unternehmensalltag integriert sind und wo es vielleicht Verbesserungspotenzial gibt. Der digitale Reifegrad trägt damit dazu bei, Orientierung und Ansatzpunkte für laufende oder künftig anstehende Digitalisierungsvorhaben und -projekte zu geben. Zu beachten ist dabei, je höher der digitale Reifegrad, desto besser steht ein Unternehmen da und kann sich gegen Wettbewerber am Markt durchsetzen. Denn Unternehmen mit hohem digitalen Reifegrad sind eher in der Lage, flexibel zu reagieren und Innovationen umzusetzen, als Unternehmen mit niedrigem digitalen Reifegrad.

Welche Dimensionen schließt der digitale Reifegrad ein?

Zur Überprüfung des digitalen Reifegrads eines Unternehmens müssen unterschiedliche Aspekte berücksichtigt werden. Hierzu gehören neben der Unternehmensführung auch strategische Digitalisierungsziele und die Investitionsbereitschaft in Digitalisierungstechnologien. Überdies spielen auch die bestehende IT-Infrastruktur, die Wandelbarkeit der eingesetzten Technologie und Big Date eine wichtige Rolle. Gleichermaßen ist auf Ebene der angebotenen Produkte oder Dienstleistungen und Services der Status quo zu betrachten und auch die Mitarbeiter und deren Aufgaben, Qualifikationen, Motivation sowie Führung haben Einfluss auf die Höhe des digitalen Reifegrads. Einer der größten Faktoren bei der Messung des digitalen Reifegrads besteht jedoch in der Organisation und den Prozessen innerhalb des Unternehmens: Wie agil sind die Prozess? Wie hoch ist der Standardisierungsgrad? Wie sieht das Innovationsmanagement aus?

Wie kann man den Digitalisierungsgrad messen?

Der Digitalisierungsgrad eines Unternehmens lässt sich anhand eines Selbstchecks messen. Zahlreiche Mittelstand 4.0 Kompetenzzentren haben bspw. spezielle digitale Reifegrad-Checks für KMU entwickelt.

So bspw. der Reifegrad-Check des Mittelstand-Digital Zentrums Berlin.

Selbstscheck: Das sind die Bewertungsbereiche

Organisation:

Bewertet werden hier die Digitalisierungsstrategie, die IT-Organisation, das Management von IT-Prozesse, von Technologie und Innovation, das Projekt- sowie Lean Management, Controlling, Risikomanagement und die Dokumentation interner Prozesse sowie der Kontakt zu Kunden.

Prozesse:

Im Bereich der Prozesse wird der digitale Reifegrad anhand der Produktionsplanung sowie der Vernetzung der Produktion, der Datenverarbeitung, der Erfassung der Logistik- und Produktionsdaten sowie der Maschinen- und Produktions- bzw. der Maschinen und Betriebsdaten gemessen. Überdies spielt hier auch die Verwendung von Daten aus Logistik und Produktion, die Erfassung der Lagerbestände und die Kommunikation zwischen Mensch und Maschine sowie zwischen Mensch, Maschine und dem Unternehmen und die entsprechenden Schnittstellen eine Rolle.

Produkt:

Wie hoch der digitale Reifegrad eines Unternehmens ist, hängt jedoch nicht nur von der Organisation und den Prozessen ab. Vielmehr kommt es auch darauf an , wie die Kundenansprache erfolgt, wie die Geschäftsmodelle um das Produkt aussehen, wie individualisierbar die angebotenen Produkte sind und ob das Produkt integrierte Sensoren/ Aktoren besitzt. Überdies beeinflussen auch die Konnektivität eines Produktes, die Datenspeicherung und der Informationsaustausch am Produkt sowie das Monitoring der Produkt Performance den Reifegrad. Außerdem ist relevant, wie der Datenaustausch zwischen Produktentwicklung und Folgeprozessen und die Kommunikation mit externen Partnern abläuft.

Arbeit:

Bewertet werden hier Kompetenzen wie der Wissensstand der Führungskräfte zur Digitalisierung, vorhandene IT-Kompetenzen, die Bereitschaft zum Aufbau weiterführender IT Kompetenzen in Form von Weiter- oder Fortbildungen oder Neueinstellungen sowie die Bereitschaft der bestehenden Mitarbeiter, neue Technologien am Arbeitsplatz zu nutzen. Ebenso wird bewertet, wie mit der Speicherung, Pflege und Abruf von Wissen umgegangen wird. In diesen Bewertungsbereich fällt überdies die spontane sowie termingebundene Kommunikation.

IT-Sicherheit:

Im Bereich der IT-Sicherheit hängt der digitale Reifegrad dagegen von zahlreichen Aspekten bei der Sicherheit, Übertragung und Speicherung von Daten ab.